Nr. 223, September 2017
Editorial
Ein vielfältiges Heft legen wir mit dieser 223. Ausgabe der Zeitschrift Sprache im technischen Zeitalter vor. Es gibt Schweizer Bezüge, denn Jürgen Theobaldy, Melinda Nadj Abonji leben dort, ebenso wie Christoph Geiser, der aber viel Zeit seines Lebens in Berlin gelebt hat und noch immer dort viel Zeit verbringt. Es finden sich nichtliterarische Texte wie ein literaturwissenschaftlicher Beitrag der Neapolitaner Germanistin Valentina Di Rosa, die über Lutz Seiler, den Dichter und Leiter des Peter Huchel Hauses in Wilhelmshorst und seine Beziehungen zur Naturlyrik schreibt. Thomas Hettche hat uns einen kurzen Beitrag aus seinem im Spätherbst erscheinenden Essayband Unsere leeren Herzen zum Vorabdruck überlassen, in dem wir ihn an einen Nachmittag in Minden mit begleiten. Und wir dokumentieren Florian Höllerers aufschlussreiche Laudatio auf den diesjährigen Jeanette Schocken Preisträger Aris Fioretos. Christoph Geiser, der Schweizer Wahlberliner, schreibt über eine im Nachwendeberlin nicht unübliche Umwandlung eines Platzes: Der Leninplatz wurde zum Platz der Vereinten Nationen! Das Lenindenkmal wurde verbracht. Der Schwerpunkt dieses Heftes aber ist der lateinamerikanischen Literatur und ihren vielfältigen Beziehungen mit Berlin gewidmet. Rike Bolte und Timo Berger organisierten am 19. Mai unter dem Titel Puerto Berlín eine ganztägige Tagung im LCB, die der Frage nachging, welche Autoren aus Mittel- und Südamerika im Berlin der Teilung und dann in der wiedervereinigten Stadt Spuren hinterließen und hinterlassen. In einem gemeinsamen Text führen sie in das Thema ein. Die Literaturwissenschaftlerinnen Monika Walter und Susanne Klengel schreiben über Ostberlin und Westberlin. Die chilenische Autorin Patricia Cerda berichtet aus der Schriftstellersicht, und Douglas Pompeu entfaltet eine Topographie lateinamerikanischen Schreibens im Berlin der Gegenwart. Und quasi als Beweis drucken wir in der Übersetzung von Marianne Gareis eine unveröffentlichte Erzählung, der in Berlin lebenden Argentinierin Samanta Schweblin. Die Erzählung ist Teil eines für 2018 geplanten Bandes, der im Suhrkamp Verlag erscheinen wird. Am Ende stellt Michael Braun in unserer Serie Auf Tritt Die Poesie die Leipziger Lyrikerin Sibylla Vri?i? Hausmann vor. Am Beginn drucken wir einen Zyklus vom Abschiednehmen Jürgen Theobaldys: „Auf dem unberührten Tisch“.
Herausgeber und Redaktion
Inhalt
Jürgen Theobaldy | Auf dem unberührten Tisch Ein Zyklus |
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Melinda Nadj Abonji | Schildkrötensoldat (Romanauszug) |
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Thomas Hettche | Vexierbild | |
Valentina di Rosa | "zu gast in der rine" Lutz Seilers Gratwanderungen zwischen Natur- und Dinggedicht |
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Parataxen - Puerto Berlín | ||
Rike Bolte, Timo Berger | Puerto Berlín: Von der literarischen Ankunft Lateinamerikas in Berlin | |
Monika Walter | Heimkehr auf Widerruf - Chilenische Exilautoren in West- und Ostberlin | |
Susanne Klengel | Lateinamerika im Berlin der 1980er/90er Jahre | |
Susanne Klengel | Berlin: wo das Ich immer ein Anderer ist | |
Patricia Cerda | Lateinamerikanische Literatur in den sechziger und siebziger Jahren in Berlin | |
Douglas Pompeu | Barrio latino oder global literature? Die 2000er Jahre | |
Samanta Schweblin | Nichts von all dem | |
Christoph Geiser | Die Vergrämung der Zauneidechsen | |
Florian Höllerer | Mary Mary | |
Auf Tritt die Poesie | ||
Michael Braun | Wunscherfüllung wird überschätzt | |
Sibylla Vricic Hausmann | Gedichte | |
Sibylla Vricic Hausmann | 3 Falter |