Nr. 174, Juli 2005
Schwerpunktthema: Zehn Jahre nach dem Dayton-Abkommen - Essays von Lawrence Norfolk, Dubravka Ugre¨ic, Manon Uphoff, Nenad Velickovic, Dragan Velikic und Richard Wagner. Anne Birkenhauer schreibt über die Herausforderung beim Übersetzen von Aharon Appelfeld. Von Volker Kaminski ein neuer Text (Sweet Home), von Ulrich Teusch Überlegungen über das Sicherheitsdilemma – über die Wahrnehmung von Katastrophen in einer technisierten Welt. In der Reihe Auf Tritt Die Poesie stellt Volker Sielaff den ungarischen Lyriker Gabor Schein vor, und Joachim Kalka untersucht Wege und Irrwege des US-Journalismus.
Editorial
Am 21. November 2005 jährt sich die Unterzeichnung des Vertrages von Dayton zum zehnten Mal. Durch diesen Vertrag wurde die heiße Phase des Jugoslawienkrieges beendet, der ca. 200.000 Menschen das Leben kostete. Die in diesem Kompromißfrieden geschlossenen Vereinbarungen beinhalteten faktisch das Ende des alten Staates Jugoslawien und andererseits die Konstituierung von Kroatien sowie von staatlichen Gebilden wie Bosnien-Herzegowina oder Serbien-Montenegro. Zusammen mit der Leipziger Buchmesse haben wir sechs Autorinnen und Autoren gebeten, uns in einem Vortrag zu schildern, wie sie die Entwicklungen in diesen zehn Jahren sehen und werten. Dabei überließen wir es den Autoren, ob sie eher politisch, historisch, literarisch oder biografisch reagieren wollten. Eingeladen wurden die Kroatin Dubravka Ugre¨iæ, aus Belgrad Dragan Velikic und aus Sarajewo Nenad Velickovic. Darüber hinaus luden wir aus den Niederlanden Manon Uphoff, aus England Lawrence Norfolk und aus Berlin Richard Wagner ein, die jeweils ganz eigene Verbindungen zur Balkanregion haben. Die sechs Vorträge bilden den Kern dieser 174. Ausgabe.
Das Heft eröffnet Anne Birkenhauer, die ihre Erfahrungen als Übersetzerin von Aharon Appelfeld beschreibt – und was es alles zu bedenken gibt, wenn man vom Hebräischen in das Deutsche übersetzt. Diesem Beitrag folgt „Sweet Home“, eine neue Erzählung des Berliner Autors Volker Kaminski. In der Abteilung „Auf Tritt Die Poesie“ stellt Volker Sielaff den ungarischen Lyriker Gabor Schein vor. Von „Explosion zu Explosion – Über technische Katastrophen“ hat der Trierer Publizist Ulrich Teusch seinen Essay überschrieben, in dem er untersucht, inwieweit technische Großunfälle ihren Weg in die Literatur fanden. In unserer angloamerikanischen Kolumne GB/US blickt Joachim Kalka dieses Mal wieder in die USA und beschäftigt sich mit dem dortigen Journalismus.
Inhalt
Anne Birkenhauer |
Die Suche nach dem richtigen Wort | 122 |
Volker Kaminski | Sweet Home | 131 |
Zehn Jahre nach Dayton |
||
Lawrence Norfolk |
Die Zukunft kam spät | 140 |
Dubravka Ugresic | Die Transition: Morphs, Sliders und Polymorphs | 148 |
Manon Uphoff | Dayton zehn Jahre später | 156 |
Nenad Velickovic | Ein Morgen im Land der untergehenden Sonne | 168 |
Dragan Velikic | Dayton – zehn Jahre danach | 178 |
Richard Wagner | Das konvertible Land | 185 |
Auf Tritt Die Poesie | ||
Volker Sielaff | „Ein Gesicht läßt sich nicht kopieren“ | 196 |
Gabor Schein | Gedichte | 198 |
Ulrich Teusch | Von Explosion zu Explosion | 204 |
Joachim Kalka | GB/US. Notizen (XVI) | 221 |